Nun gut, jetzt bin ich also hier in Columbus, Ohio. Einer riesigen Studentenstadt (50.000 insgesamt). Gestern war ich in Morgantown und auch nur deshalb, weil ich halt auf halber Strecke zwischen Washington und Columbus eine Uebernachtung gesucht habe. Gesehen hab ich dort nix. Ausser, dass ich dort zum ersten Mal in einem richtigen Motel uebernachtet habe, wie man es eben aus den Filmen kennt. Die Zimmer wurden ja eh in den letzten Tagen immer groesser und billiger, aber gestern hab ich fuer eine Flaeche, wo meine Wohnung zweimal reinpasst, nur 50 Dollar bezahlt. Nun gut, denkt Ihr Euch jetzt, bei dieser Mini-Wohnung, in der ich lebe, kann das ja kein grosses Zimmer gewesen sein. Stimmt! War aber trotzdem gross ;-)
In Washington war es ganz nett, aber eben nicht mehr. Klar, man steht vor dem White House, vor dem Capitol, vor dem F.B.I Building, aber das ist eben nicht alles. Der Patriotismus war bis jetzt in keiner einzigen Stadt so stark zu spueren wie dort. Die Denkmaeler und die heiligen Gedenkstaetten der Amerikaner, wie ich sie jetzt mal nenne, sind fuer einen Europaeer nur schwer zu ertragen. Der Unterschied laesst sich an einer Tatsache feststellen: Wo wir als Europaeer auch ein Denkmal fuer den Holocaust mitten in Berlin haben, da hat der Amerikaner nur ein Denkmal, um sich selbst zu gedenken. Wer moechte, kann am Denkmal fuer den Vietnam Krieg alle Namen der amerikanischen Opfer nachlesen (sind dort alle auf gewaltigen Granittafeln eingraviert). Ueber das Elend und die Schandtaten der Amerikaner in Vietnam ist dort natuerlich nichts zu erfahren. So sieht man dann auch nur drei in Bronze gegossene Soldaten in voller Ausruestung, die wohl irgendwie entsetzt sind, was dort vor ihren Augen passiert. Der Amerikaner sieht in diesem Moment nur das Leid der eigenen Soldaten, der Europaeer sieht hier viel, viel mehr.
Zurueck im Hotel bin ich im Flur auf ein grosses Foto gestossen, das mir den Aufenthalt dann eigentlich endgueltig verdorben hat: Ein Businessman steht mit dem Ellbogen an das Denkmal angelehnt. Neben ihm steht seine Aktentasche. Das Denkmal mit all den eingravierten Namen der Soldaten spiegelt sich in der Sonne. Und so spiegeln sich ihn ihm die drei Soldaten, die ich vorher schon beschrieben habe, und die genau gegenueber der grossen Gedenktafeln stehen.
Naja, so siehts aus. Gestern war der erste Tag auf einem langen Highway mitten durch die Natur, die hier tatsaechlich gewaltige Ausmasse hat. Das Fahren ist hier sehr entspannt und es gibt halt auch die Geschwindigkeitsbegrenzung, die von Staat zu Staat unterschiedlich ist aber bis jetzt maximal bei 70 Mph lag. Auf den Highways selbst fahren nicht nur Autos, sondern hier liegen auch verdammt viele tote Tiere herum. Allein heute habe ich drei tote Rehe gesehen und sehr, sehr viele kleine Tiere und vor allem unendlich viele Teile von irgendwelchen Tieren, die halt von so einem Truck gerne mal auseinandergenommen werden. Ansonsten auch ganz viele zerfetzte Reifen. Hier wird wohl einfach gefahren, bis gar nix mehr geht. Das beste Beispiel: unmittelbar vor mir hat es heute einen Truck auf dem Highway zerlegt. Habe den Truck nur noch komplett mit der Leitplanke verschmolzen am Rand gesehen. Muss eine Minute vorher passiert sein. Das Dach des Trucks kam runter und es hat wirklich ausgesehen wie auf einem Schrotthaufen. Es passiert hier wohl einfach oefter, dass es ein Truck in der Kurve umkippt. Zumindest gibt es diesbezueglich auch extrem viele Schilder!
Und wie geht es mir? Durchwachsen. Ich habe mich zwar nun am vierten Tag auf der Strasse an das Fahren gewoehnt, was wirklich recht entspannt ist, aber das Essen macht mir wirklich zu schaffen. In den letzten Tagen habe ich oft was runterwuergen muessen, um wenigstens ein bisschen was im Magen zu haben. Morgens kommt man dann auch nicht recht hoch, wenn man nur diesen schlimmen Kaffee hat, der wirklich nur fast aus trueben Wasser besteht. Wie es halt bei mir immer schon war: Ich brauche immer etwas laenger als andere, um mich an etwas zu gewoehnen. Ich hoffe sehr, dass es dann aber in den nachsten Tagen soweit ist. Ansonsten: Natuerlich kann ich jederzeit zurueck und wenn es mir in einer Woche nach den Konzerten, die jetzt in den nachsten Tagen noch anstehen, nicht besser gibt, dann werde ich von dieser Option auch Gebrauch machen. Evtl. geht es dann schon von Chicago aus zurueck. Aber kein Tag ist hier wie der andere.
Heute abend ist erst Mal das Wilco-Konzert. Und morgen sieht dann schon wieder alles ganz anders aus.
Und zu guter Letzt: Ich bin so froh, Deutscher zu sein (Mein Gott, dass ich sowas mal schreiben werde...)
Best Wishes,
Daniel
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
2 Kommentare:
deine reiseberichte zu lesen und anzugucken ist grad gut.
hey daniel! durchhalten! du wirst dich sonst nur ärgern dass du den urlaub und den trip schlechthin abgebrochen hast... kannst du dir nicht ne kanne und nen kaffee kaufen und selber machen? nen kleinen campingkocher dazu und fertig ist das aufputschmittel.. ;)
und wegen den memorials in D.C. - fand die auch irgendwie doof als ich da vor 7 jahren mal war... und zu jedem President einen eigenen "Schrein" - die loben sich schon selbst sehr in den Himmel, die Amerikaner...
aber wie gesagt halt durch und mach das beste draus!
lg
caro
Kommentar veröffentlichen