Donnerstag, 25. Oktober 2007

Stars And Stripes

Wo soll ich anfangen? Nun gut, ich bin jetzt in Chicago, die sauberste Stadt so far. Hochhaeuser wie in New York, aber untenrum halt sauber, um hier auch mal ein bisschen zweideutig zu werden. All die Freizuegigkeit, die es in Europa gibt und all die politicical INcorrectness geht mir hier ziemlich ab. Alles hat hier einen Rahmen. Grenzen werden hier nicht ueberschritten und wenn, dann betrifft es meistens nur die teils hohe crimerate und der damit verbundene Waffengebrauch. In Chicago betrauert man gerade den sechsten Schueler, der in diesem Jahr erschossen wurde. Waehrenddessen heult Ellen de Generes im Fernsehen, weil sie einen Hund adoptierte und diesen verbotenerweise an eine befreundete Familie weitergegeben hat. Die Tierschuetzer, das Tierheim und ueberhaupt alle regen sich darueber auf, reden darueber und sogar CNN berichtet darueber. Sogar CNN? Naja, neutrale Nachrichten gibt es mir eigentlich nur noch in gedruckter Form. Das Fernsehen ist hier tatsaechlich eine Katastrophe. Sowas wie die Tagesschau oder das Heute-Journal gibt es hier einfach nicht. Um mich herum werden Tonnen von Muell produziert. Ueberall gibt es zwei oder auch mal drei Plastiktueten und wenn es auch nur eine Flasche Wasser ist, die man kauft. Richtiges Besteck gibt es hier auch nur in wirklich guten Restaurants, ansonsten ist alles aus Plastik.

In Memphis hat es zwei Tage lang nur geregnet. Trotzdem lief die Sprinkleranlage an einem Hochhaus auf Hochtouren. Und das war keine kleine Rasenflaeche.
Memphis stirbt aus! Zumindest die Innenstadt ist schon so gut wie tot. Es gibt die legendaere Beale Street mit all den vielen Bluesclubs, aber darum herum ist nichts mehr los. Lauter Hochhaeuser, in denen tagsueber gearbeitet wird und die abends leer zurueckgelassen werden. Vereinzelt ein paar alte Gebaeude dazwischen, die kurz vor dem Abriss stehen oder denen man seit Jahren beim Sterben zusehen kann. Die erste Nacht in Memphis ging ich auf die Strasse und ich traf niemanden. In Memphis leben 1 Million Menschen, bzw. um Memphis herum. In der Stadt gibt es ein neues, riesiges Einkaufszentrum mit einem Kino, das 20 Saele beinhaltet. Auch dort war fast niemand.
Die Amerikaner schaetzen ihre Umwelt nicht. Und sie schaetzen ihre Staedte nicht. Was ist das fuer ein Leben? Zudem gibt es gerade in Memphis und nun auch in Chicago immer noch ein grosses Problem mit der Rassentrennung. Den Amerikanern ist es nicht moeglich, sich einander anzunaehern. In den letzten Tagen hatte ich die Moeglichkeit mit einigen Amerikanern ueber verschiedene Dinge zu reden. Ich hab in meinem Leben schon gluecklichere Menschen getroffen. Barack Obama wird nie Praesident werden. Niemals! In diesem Land laeuft sovieles falsch. China wird die USA regelrecht ueberrollen. Hab ich jetzt auch keine Zweifel mehr daran.
Irritiert und desillusioniert. Keine Visionen mehr. Ein zaeh gewordener Brei aus Konsum, Geld, Macht, Verschwendung und Undankbarkeit!

Ich haette hier gerne etwas anderes geschrieben. Aber mein Bild ueber Amerika hat sich gewaltig geaendert. Hatte ich vor einiger Zeit noch den Gedanken, hier vielleicht auch mal zu leben, so gibt es momentan nur den Gedanken, schnellstmoeglichst wieder mein Leben in Deutschland aufzunehmen.

Ein paar schoene Dinge noch: Graceland war toll. Das Sun Studio war toll (Hier haben Johnny Cash und Elvis Presley ihre ersten Songs aufgenommen). Auch die Country Music Hall of Fame, das Ryman Auditorium. Ebenso die tollen und vor allem junge Leute in Nashville. Dort auch ueberall nur Musik. An jeder Ecke gab es dort dutzende Clubs mit Live-Musik. Diese Stadt ist einzigartig.

In Chicago wiederum spielt Geld wieder eine grosse Rolle. Die Leute sind hier wieder unfreundlich und Zeit hat hier auch keiner. Ich bin froh, heute mit Charles unterwegs gewesen zu sein. Er lebt hier in Chicago und konnte mir ein paar Sachen naeherbringen. Letzte Nacht hab ich im Hilton neben dem Hancock Tower uebernachtet. Weil der Zufall es so wollte, war Lufthansa-Steward Thomas auch in der Stadt und er lud mich ein, eine Nacht bei ihm zu uebernachten. Danke Thomas!

Gerade habe ich meine ersten Kopfschmerzen in den Staaten und deshalb bin ich auch nicht so konzentriert und springe hier von einem Thema zum naechsten. Verzeihung. Beim naechsten Mal wird alles wieder etwas mehr auf den Punkt gebracht.

Morgen flieg ich nach Phoenix weiter. Wieder 1500 Meilen dann hinter mir. Dann beginnt auch endlich der letzte grosse Teil der Reise. Und es wird wieder heiss. RICHTIG heiss! 34 Grad! Zieht Euch als warm an. Es wird Euch noch mehr frieren :-)

Liebe Gruesse in die Heimat! To all of you!
Tut mir leid, wenn ich in letzter Zeit nicht auf E-Mails antworten konnte. Es ist einfach irre anstrengend, staendig unterwegs zu sein und ich finde oft nicht den Zugang zum Internet. Ich werde auch versuchen, all Eure Karten-, Geschenk- und Sandwuensche zu beruecksichtigen, aber bitte seid mir nicht boese, wenn nicht alles klappt. Ich hoffe sehr darauf, an der Westkueste ein wenig entspannen zu koennen und dann kriegen wir das alles schon irgendwie hin.

Daniel

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ich bemerke jetzt in diesem Moment dass ich dpiddyontour.blogspot.com wesentlich ofter besuchen musste :-) - da kommt man wirklich auf geniale Einfalle